Das Viertel

Das Viertel – Bremens Nachtleben lebt

 

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Abends stellt Kult-Tourer die Frage aller Fragen: Wo geht’s jetzt hin? Begleiten Sie uns heute Nacht auf Entdeckungstour durch den kultigsten Stadtteil der Wesermetropole – das Steintorviertel. Wir empfehlen die Nacht-Tour am Wochenende – doch viele Locations haben auch werktags geöffnet. Also, Jacke untern Arm geklemmt, los geht’s am Goetheplatz vor dem „Theater Bremen“. Wir schlendern den Ostertorsteinweg entlang in Richtung Sielwall-Kreuzung.

Die Bremer nennen die Stadtteile Ostertor und Steintor kurz und knapp „Das Viertel“, weil man kaum anderswo in Bremen flächendeckend so viele kultige Bars und Cafés findet, wie hier. Wer jetzt aber glaubt, man könne hier nach Feierabend lediglich betrunken und mit einem Döner in der Hand durch die Gegend torkeln, täuscht sich gewaltig: Das Angebot im Viertel umfasst auch eine Menge Kultur – manchmal dort, wo man sie auf den ersten Blick gar nicht vermutet. Das mit dem Döner meinen wir nicht despektierlich – die schmecken hier in der Regel sehr lecker – vor allem zu unserem süffigen heimischen Bier…

 

Erster Stopp in Sachen Kult-Tour: Das Litfass

Zurück zur Kultur im Viertel – da können wir nach einigen Metern am Ostertorsteinweg gleich loslegen – und zwar im Litfass.

Das Litfass darf man in Sachen abwechslungsreicher Unterhaltung bei Speis und Trank würdevoll als Instanz im Viertel bezeichnen. Hier kehren Bremer aus allen Stadtteilen ein, weil das Litfass eine Mischung aus Bar und kleinem Kulturzentrum ist, wo die Menschen ebenfalls einen guten Kaffee trinken können, serviert mit kulturellen Highlights.

Was bietet das Litfass? Kleine Musikkonzerte, wechselnde Kunstausstellungen junger Künstler aus der Region – die an den Wänden im Innenraum ihre Werke präsentieren – und Theateraufführungen. Schauen Sie doch selbst mal rein – am 23. September 2015 können Sie kräftig mitjohlen, wenn „Jonny Glut“ ab 20.00 Uhr das Litfass musikalisch unterhält.

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Wir nähern uns dem Litfass.

Vor der Tür sind zwar noch einzelne Plätze an dem einen oder anderen Tisch frei, doch wir wollen rein, schlängeln uns ins gemütliche Innere – das „Schlängeln“ meinen wir wörtlich. Drinnen sitzen alle recht kuschlig beisammen: Links eine lange Theke – uns wird gesagt, die längste Bremens – rechts eine Reihe kleiner Tische hintereinander. Zwischen Theke und Tischreihe ist’s recht eng, doch das stört niemanden in der lockeren Stimmung, die hier herrscht. Bei solchen Voraussetzungen kommen Singles praktisch von alleine auf Tuchfühlung…

Gemütlich „Klönen“, Flirten und Lachen

An einem Tisch fragen wir ein sympathisches Trio, ob Kult-Tourer sich hinzugesellen darf. Stefan, Tatjana und Paul sind alle noch knapp „U 30“ und kennen sich seit Schulzeiten. Tatjana und Paul sind seit einigen Jahren ein Paar. Sie leben gemeinsam in einer WG in der Nähe vom Litfass.

Bei der Gründung der WG war Stefan in einer Ausbildung zum Werbekaufmann und arbeitet seitdem in einer Bremer Agentur. Paul hat damals eine Ausbildung zum Kindererzieher begonnen und gibt nach erfolgreichem Abschluss seitdem sein Bestes, aus Kindern wohlgeratene junge Menschen zu machen. „Der Erfolg hält sich manchmal in Grenzen…“, lacht er. Tatjana zog als BWL-Studentin in die WG arbeitet heute als Consult.

 

Ostertorsteinweg von der Sielwall-Kreuzung in Richtung Altstadt.

Ostertorsteinweg von der Sielwall-Kreuzung in Richtung Altstadt.

Weshalb haben sich die Drei ausgerechnet im Viertel niedergelassen, wollen wir Kult-Tourer wissen, um uns ein detaillierteres Bild von den Stammgästen zu machen. Außerdem: Sind drei in dieser Konstellation nicht einer zu viel? Tatjana und Paul darauf im Chor: „Stefan gehört zur Familie“, sie blicken sich verdutzt an und lachen zu dritt mit Stefan.

„Nein, im Ernst“, sagt Tatjana, „wir haben eigentlich ein Zimmer zu viel. Dadurch konnte Stefan seine jeweilige Freundin immer mit einem Fuß bei sich mitwohnen lassen, das störte Paul und mich nie“.

Sie fügt noch hinzu: „Manche mögen es ungewöhnlich finden, so gemeinsam zu wohnen, doch im Viertel ist das völlig normal. Es gibt viele ehemalige Studenten-WGs, die sich im fortschreitenden Erwachsenenalter nicht oder nur teilweise auflösen und neu gruppieren. Das Gefühl des ‚Miteinander’ macht die besondere Atmosphäre in diesem Stadtteil aus“.

„Die Entscheidung war uns daher leicht gefallen“, ergänzt Stefan, „weil das Viertel einfach der coolste Stadtteil Bremens ist. Unzählige Kneipen und Bars wirken magnetisch auf Abiturienten, die nach dem Zivildienst eine Ausbildung machen oder studieren. Kennt ihr den Römer oder die Capri Bar?“ Selbstverständlich sind uns diese beiden Locations schon seit Schulzeiten bekannt, dort treffen sich die Jungen und Junggebliebenen Bremer.

 

Kulturzentrum Lagerhaus im Steintorviertel

Nicht nur Kultur auf mehreren Stockwerken – Das Kulturzentrum Lagerhaus

Die drei Lokalpatrioten und wir Kult-Tourer beschließen spontan, gemeinsam weiterzuziehen. Bevor wir die Capri Bar und den Römer besuchen, gehen wir den Ostertorsteinweg zunächst Richtung Kreuzung Sielwall / Am Dobben. Kurz davor biegen wir rechts ab in die Schildstraße – eine sehr kleine Seitenstraße – um erst noch einen Abstecher in das Kulturzentrum Lagerhaus zu machen.

Kulturzentrum Lagerhaus – kultiges bis interkulturelles

Wir nehmen im geräumigen Café Platz, was für ein Kontrast zur Enge im Litfass. Doch gemütlich ist es im gut besuchten Lagerhaus genauso wie im Litfass. Bei herrlich duftendem Kaffee und einem kühlen Bier genießen wir eine angenehme Pause. Ein Zwischenstopp, weil wir auf unserer Kult-Tour in dieser Nacht noch weitere Stationen kurz vorstellen möchten. Eigentlich können Sie im Lagerhaus mühelos den ganzen Tag über bis in die Nacht verbringen.

Das Lagerhaus ist eine gemeinnützige, öffentlich geförderte Einrichtung und ist hinsichtlich der Vielfalt seines Angebotes einzigartig. Es geht nicht nur um Unterhaltung. Das Lagerhaus fördert freie Künstler, sei es bei deren Musik oder durch moderne Theateraufführungen. Im Lagerhaus finden Menschen ausländischer Herkunft Migrationshilfe für das tägliche Leben. Ferner werden Sprachkurse angeboten, um ihnen bei der Integration in die Gesellschaft zu helfen. Machen Sie sich selbst ein Bild vor Ort.

Die „Lila Eule“ und das „Eisen“ liegen nur ein paar Schritte entfernt

Musikclub Lila Eule - HipHop, Independent, Rock und Elektro

Lila Eule – Musik minus Club für Fans elektronischer bis rockiger Musik

Wir verlassen nach unserem Zwischenstopp das Lagerhaus und gehen über die Bernhardstraße, in Richtung Sielwall. Denn in dieser kleinen Seitenstraße befindet sich die „Lila Eule“, ein kleiner aber kultiger Club und der hat’s in sich. Die regelmäßig musikalischen Live-Events sind legendär. Am Wochenende können die Nächte leicht bis zum Morgengrauen dauern. Hiphop, schmetternde Gitarrenriffs und Elektropop – hier wird in einem lebhaft wechselnden, sich selbst regelmäßig neu erfindenden Programm jeder glücklich. Bei moderaten Eintrittspreisen – diese Nacht drei Euro – kommt man gerne häufiger wieder.

Sobald wir die kleine schmale Treppe nach dem Eingang hinuntergelaufen sind, erwartet uns eine große Theke mit Sitzen. Dahinter: Der proppenvolle Dancefloor, den der DJ heute Nacht mit Rock aus dem Independent-Bereich zum Beben bringt.

Das Trio und wir Kult-Tourer zappeln erst mal eine Weile mit der Menge mit. Später entschließen wir uns, den Keller zu verlassen und nochmals zu wechseln.

 

Das Eisen - Charakterstarke Fan-Bar

Das Eisen – Charakterstarke Bar mit Herz für Werder Bremen

Nach wenigen Schritten am Sielwall angekommen, stolpern wir an der linken Ecke gleich in die Bar, die Sie im Viertel unbedingt erleben müssen: Das Eisen. Wir möchten nach unserem Besuch in dieser genialen Eck-Kneipe vorab so viel verraten: Sie müssen bei „Werder Bremen“-Nord-Derby-Spielen eine gesunde Portion Selbstvertrauen haben, falls Sie beabsichtigen, als HSV-Fan hier ein Bier zu trinken…

Tatsächlich herrscht hier aber ein absolut duftes Klima zwischen Gästen und Personal sowie untereinander. Apropos Personal: Die Crew an der Bar ist deutlich besser gelaunt, als in manchen Internet-Bewertungsportalen vereinzelt behauptet wird. Richtig gute Stimmung ist natürlich bei Werder Bremen Spielen, die Sie hier im Kreise der eingefleischten Fans hautnah erleben können. Wir Kult-Tourer halten unsere Daumen hoch für das Eisen und ziehen mit unseren neuen Freunden zu unserer vorletzten Station der heutigen Nacht…

Als wir aus dem Eisen kommen, haben wir nur direkt ein kleines Problem: Wenn wir auf unserem Weg mit der Weser im Rücken der Sielwall-Kreuzung entgegenlaufen, werden wir unweigerlich von den Düften der Döner-Grillmeister angezogen. Na klar, eine Runde Döner für alle auf die eine und ein kühles Bier in die andere Hand dazu. So geht’s los zur Capri Bar. Hoppla, da war doch was mit „Bier und Döner durch’s Viertel…“

Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach? Wir wandern trotzdem noch zum „Römer“ und zur letzten Station: „Capri Bar“

Die Füße sind durch unsere gemeinsame Tanzeinlage in der Lila Eule zwar ein wenig müde, doch ziehen uns am Ende zwei kultige Locations in der bereits sehr fortgeschrittene Nacht – besser gesagt Morgenstunden – magisch an. Eine davon ist der Römer. Von der Sielwall-Kreuzung an müssen wir dazu rechts abbiegen, zurück auf die Hauptstraße mit den Straßenbahngleisen. Ab hier heißt der „Ostertorsteinweg“ nun „Vor dem Steintor“. Nach wenigen Schritten verlassen wir ihn wieder und gehen schräg links die Straße „Fehrfeld“ hinunter. Dort treffen wir weiter hinten unweigerlich auf den Römer.

Der Römer - Harte Beats zu freiem Eintritt

Der Römer – Harte Beats zu freiem Eintritt

Hier rocken wir uns die Döner-Kalorien wieder runter. Das Programm dafür lautet: EBM, Dark Wave, Rock, Punk und Electro – noch Fragen? Vielleicht eine: Was kostet der Spaß? Nichts. Eintritt frei! Und das regelmäßig. Der leicht düster eingerichtete Laden platzt vor tanzwütigen Gästen förmlich aus allen Nähten – einfach der Hammer!

Capri Bar - Spaß ohne Sperrstunde

Capri Bar – Spaß ohne Sperrstunde

Von hier sind es nur noch wenige Schritte nach nebenan, in die Capri Bar. Hier waren in den 1960er Jahren ausschließlich Herren zu Gast erlaubt, die von Damen in Separees von Alltagssorgen befreit wurden. Heute – ohne Rotlicht-Milieu – besiegeln wir unsere neue Freundschaft mit einem Absacker. Prost und auf Wiedersehen.

nb

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